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21.06.2000 [Brand] Fleischfabrik

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Einsatz-Nr.
Uhrzeit 08:22
Einsatzort Pirna, Max-Schwarze-Straße
Einsatzkräfte
Einsatzstunden

Zur Brandentstehung
Am 21.06.2000, 8.22 Uhr wurde die hauptamtliche Wache der Freiwilligen Feuerwehr von der Rettungsleitstelle des Landkreises Sächsische Schweiz zu einem Brand auf der Max-Schwarze-Straße in der dortigen Fleischfabrik alarmiert. Entsprechend der Alarm- und Ausrückeordnung rückten im ersten Abmarsch ELW 1, TLF 16/24, RW 2 und DLK 23/12 mit 7 Feuerwehrangehörigen aus. Gleichzeitig wurden von der Leitstelle die Ortswehren Altstadt, Copitz, Neundorf und Liebethal sowie der Kreisbrandmeister nachalarmiert. Beim Eintreffen der ersten Kräfte konnte aufgrund der starken Verqualmung in großen Teilen des Produktionsgebäudes keine Lokalisierung des Brandherdes erfolgen. Eine auf dem Dach arbeitende Dachdeckerfirma konnte sich selbst in Sicherheit bringen und machte den Einsatzleiter darauf aufmerksam, dass sich auf dem Dach noch einige Propangasflaschen befinden. Aufgrund der unklaren Lage wurden vom Einsatz-leiter folgende Maßnahmen veranlaßt:

1. Ausrüstung eines Trupps mit Preßluftatmer und einem Rohr zur Lageerkundung,
2. Bildung von zwei Einsatzabschnitten,
3. Prüfung durch Betriebsleiter, ob Evakuierung des Gebäudes komplett erfolgt ist (Es befanden sich ca. 250 Menschen in diesem Gebäude.),
4. Nachalarmierung der FF Heidenau.
Die fast gleichzeitig mit der Feuerwehr eintreffenden Polizeikräfte wurden vom Einsatzleiter kurz eingewiesen und übernahmen die Absperrung der Einsatzstelle. Außerdem erfolgten  durch die Polizei in der benachbarten Wohnbebauung Lautsprecherdurchsagen mit der Aufforderung Fenster zu schließen. Diese Maßnahme war aufgrund der enormen Rauchentwicklung erforderlich. Mit dem Eindringen des ersten Trupps im Abschnitt kam es zu einer Explosion. Daraufhin wurde dieser Angriff abgebrochen und der Einsatz der Drehleiter vorbereitet. Außerdem wurden wegen des zu erwartenden größeren Atemschutzeinsatzes weitere Kräfte über die Rettungsleitstelle nachgefordert. Von dieser wurden daraufhin weitere acht Wehren nachalarmiert. 

Gegen 8.55 Uhr kam vom Kreisbrandmeister die Information, dass im hinteren Bereich des Betriebes drei Personen vermißt werden. Daraufhin wurden fünf Trupps zur Personensuche eingesetzt. Teilweise mußten diese Trupps aufgrund der starken Verqualmung mit einer Führungsleine gesichert werden. Der Einsatzleiter informierte die Leitstelle über den Sachverhalt, so dass von dieser noch zusätzliche Rettungswagen nachalarmiert wurden. Gegen 9.05 Uhr wurde der Einsatzleiter vom Abschnittsleiter I informiert, dass die drei vermißten Personen tot geborgen wurden. Eine Person, die in einem Kühlraum aufgrund Stromausfall eingeschlossen war, konnte von der Feuerwehr im Abschnitt II mit Unterstützung eines Betriebsangehörigen gerettet werden. Um 9.08 Uhr wurde eine dritte Drehleiter und zwei LF von der BF Dresden nachgefordert. Diese bildeten nach Ankunft an der Einsatzstelle einen weiteren Einsatzabschnitt. Von der Einsatzleitung wurden im weiteren Einsatzverlauf folgende Maßnahmen eingeleitet:

1. Bildung eines Atemschutzstützpunktes zum Tausch der Atemschutzgeräte,
2. Einsatz eines MTW und eines LKW für Nachschub Getränke und Schaumbildner,
3. Aufbau eines Verpflegungspunktes für die Verpflegung der Einsatzkräfte.
Um 10.20 Uhr wurde die Evakuierung einer in der Nähe befindlichen Kindertageseinrichtung veranlaßt. Dazu wurde über die Rettungsleitstelle ein Bus an die Einsatzstelle beordert. Gegen 10.45 Uhr wurde von der Einsatzleitung ein weiterer Abschnitt unter der Leitung des Kreisbrandmeisters gebildet. Ziel war, den inzwischen im Dachbereich durchgebrochenen Brand massiv zu bekämpfen, um einen Einsatzerfolg zu erzielen. Zu diesem Zweck wurde auch ein größerer Schaumeinsatz gefahren. Vor dem Einsatz von Löschschaum wurde das Umweltamt und das die untere Wasserbehörde informiert. Diese leiteten dann weitere Maßnahmen zur Sicherung des Klärwerkes ein.

Aufgrund des massiven Kräfteeinsatzes kam es ca. 11.30 Uhr zu einer Abstimmung des zu-ständigen Dezernenten des Landratsamtes mit der Einsatzleitung. Der Grund für diese Abstimmung war die Tatsache, dass die größten Feuerwehren des Landkreises (linkselbig) im Einsatz gebunden waren, so dass Maßnahmen für die Gewährleistung der Sicherheit für dieses Gebiet getroffen werden mußten. Da zu diesem Zeitpunkt keine Kräfte aus dem Einsatz herausgelöst werden konnten, entschied man sich 11.56 Uhr die FF Neustadt/Sa. zur Besetzung des Gerätehauses Pirna-Copitz zu alarmieren. Gegen 13.30 Uhr konnten die FF Bad Gottleuba als erste Wehr aus dem Einsatz herausgelöst werden. Danach folgte als nächste die FF Mühlbach um 13.40 Uhr. Zu diesem Zeitpunkt kam vom Abschnitt I die Meldung, dass aufgrund der komplizierten baulichen Gegebenheiten ein Brandherd nicht erreicht werden kann. Nach einer Lagebesprechung entschied sich die Einsatzleitung, dass dieses Problem nur über eine Sprengung einer Trennwand zu lösen wäre. Daraufhin wurde über die Rettungsleitstelle und das Führungs- und Lagezentrum der Polizei eine Sprengfirma angefordert. Bis zum Eintreffen dieser Firma wurden zwischenzeitlich die Wehren aus Heidenau und Bad Schandau aus dem Einsatz herausgelöst. 

Nach Eintreffen des Sprengmeisters, der zugleich Angehöriger einer Grubenwehr ist, erfolgte durch den Abschnittsleiter eine letzte Lagererkundung unter PA mit dem Ziel, die Notwendigkeit der Sprengung definitiv zu bestätigen. Gegen 14.50 Uhr wurde dies dann auch bestätigt. Die Sprengung selbst erfolgte 17.10 Uhr. Durch die Sprengung wurde ein Großteil des noch vorhandenen Brandherdes “gelöscht”. Danach wurden alle noch an der Einsatzstelle anwesenden Wehren nach und nach aus dem Einsatz herausgelöst. Die hauptamtlichen Kräfte verließen um 19.20 Uhr als letzte die Einsatzstelle.

Nachkontrollen der Brandstelle wurden durch das Tanklöschfahrzeug der Hauptwache 20.39 Uhr, 22.42 Uhr und 8.03 Uhr durchgeführt. Eine Nachkontrolle durch den Sprengmeister erfolgte gemeinsam mit dem Einsatzleiter am nächsten Tag um 13.10 Uhr.

Abschließend betrachtet, muß man feststellen, dass es sich bei diesem Einsatz um den größten Brandeinsatz in Pirna handelte. Insgesamt waren 191 Kräfte im Einsatz. 52 Einsatzfahrzeuge waren an der Einsatzstelle. 96 Kameraden mußten zum Löschangriff bzw. zur Menschenrettung unter Preßluftatmer vorgehen, dabei darf man nicht vergessen, dass an diesem Tag 35°C im Schatten gemessen wurden. Es ist sicherlich vorstellbar, welchen unwahrscheinlich hohen psychischen und physischen Belastungen die Einsatzkräfte ausgesetzt waren. Vier Kameraden mußten sich im Verlauf des Einsatzes vom Rettungsdienst behandeln lassen, wobei ein Kamerad mit Kreislaufzusammenbruch in das Krankenhaus eingeliefert werden mußte. 

Am Ende konnte eingeschätzt werden, dass die Leitung des Einsatzes problemlos verlief. Dies hatte unter anderem folgende Gründe:

1. Strikte Trennung in vier Einsatzabschnitte mit erfahrenen Abschnittsleitern,
2. zeitweise Besetzung der Einsatzleitung mit drei Feuerwehrangehörigen und zusätzlich Bildung eines separaten Atemschutz- sowie Verpflegungspunktes,
3. lückenloser Einsatz des seit ca. zwei Jahren in Pirna verwendeten Atemschutzsystems (dadurch exakte Erfassung aller Geräteträger und ständige Verfügbarkeit von ausreichenden Rettungstrupps),
4. gute Zusammenarbeit mit anderen Behörden (u.a. Polizei, Landratsamt und Rettungsdienst) und
5. Einsatz und Verwendung der mobilen Polizeiwache (vergleichbar mit ELW 2) für die Einsatzleitung.
Es mußte aber festgestellt werden, dass im Landkreis dringend Verbesserungen in der Atemschutzlogistik erforderlich sind.

Über diesen Einsatz wird sicher noch viel diskutiert werden, Auswertungen mit den beteiligten Wehren erfolgten bereits. Doch über all den feuerwehrtaktischen Dingen wird sicher kein am Einsatz Beteiligter vergessen, dass dieses Ereignis drei Mitarbeitern das Leben gekostet hat.

Der Brand wurde von einem Handwerker verursacht, der mit einem Trennschleifer auf dem Dach arbeitet. Doch sicher wird bei den folgenden Ermittlungen auch geprüft, ob denn der bauliche Brandschutz in diesem Gebäude ausreichend war.

 

Abschnitt 2 DLK -Einsatz Abschnitt 2 Schaumeinsatz Schaumeinsatz -1 hintere Ansicht Teil der Belegschaft Dachansicht Dachansicht -1 Abschnittsplan

Informationen

Feuerwehr Pirna

Clara-Zetkin-Str. 8 a

01796 Pirna

Tel. 03501 556 480

Fax 03501 556 489